Brückentausch zwischen Tübingen und Rottenburg

 

 

Zwischen Tübingen und Rottenburg wurden drei Bahnbrücken getauscht. Dafür blieb die Strecke der Neckartalbahn vier Tage gesperrt.

 

Die Betonbrücke selbst stand schon seit August 2019 fix und fertig neben dem Bahndamm und wartete auf ihren „Einhub“. Wir hatten das 450 Tonnen schwere Bauwerk bereits im Frühsommer hergestellt. Den „Einhub“ hatte die Bahn auf das Wochenende 25./26. Oktober 2019 terminiert, zeitgleich mit zwei weiteren Brückenbauwerken bei Bühl und bei Kilchberg. Diese beiden anderen Brücken wurden allerdings nicht per Kran von oben, sondern seitlich eingeschoben.

Bereits eine Woche vorher begann man einen riesigen Kran aufzubauen: mit Gegengewichten fast 1.000 Tonnen schwer und 54 Meter hoch. Außerdem kamen verschiedene Großgeräte an der Baustelle zum Einsatz. Dazu hatte man extra den Feldweg am Ortsrand ausgebaut, damit dort auch schwere Fahrzeuge fahren konnten. Die 45 Meter langen Schienen wurden mit dem Zug angefahren, da sie für einen Transport per LKW zu lang waren.

Die „Sperrpause“ für die Bahnstrecke hatte in der Nacht zum Freitag begonnen. Kurz nach Mitternacht wurden die Schienen herausgeschnitten und die altersschwache Betonbrücke über den Rohrhaldenbach abgebrochen. Bereits am Vormittag klaffte eine tiefe Baugrube.

Vormittags untersuchte ein Geologe den Untergrund und war mit dem Ergebnis zufrieden. Somit konnte der Bodenaustausch fertiggestellt werden. Pünktlich um 18 Uhr lieferte das Frischbetonwerk Reutlingen trockenen Beton für die Sauberkeitsschicht und Hinterfüllung an.
Da strömten bereits die Schaulustigen zur Baustelle und suchten sich gute Aussichtspunkte auf einem der aufgeschütteten Erd- und Geröllhaufen ringsum. Darunter auch mindestens 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von anderen Baustellen, die in ihrer Freizeit den Kollegen zuschauten und fachsimpeln wollten, denn: “So einen Brückeneinhub sieht man selten.“

Um 19.50 Uhr, noch während unten in der Baugrube die letzte Bodenplatte glattgestrichen wurde, hob der Kran die Brücke langsam an. Fast unmerklich drehte sich der Kran um 90 Grad und schob sich auf seinen riesigen Ketten langsam vorwärts. Etwa fünf Meter über dem Boden schwebte die Brücke so ihrem Ziel entgegen; für die etwa 50 Meter Luftlinie brauchte sie eine halbe Stunde.

Dann senkte der Kranfahrer die Brücke langsam in die Baugrube. Sobald sie für die Bauarbeiter in Reichweite war, begann das große Drücken. Erst vier, dann schließlich zwölf Männer schoben den schwebenden Koloss zentimeter-, ja fast millimeterweise hin und her. Als Orientierung diente – ganz altmodisch – eine dünne, straff gespannte Schnur. Zeitgleich turnte ein Vermessungsspezialist oben auf der schwebenden Brücke herum und stellte seine Laser-Geräte für die Endkontrolle auf.

Als die Brücke passgenau saß, begann das Auffüllen der Baugruben, das die ganze Nacht andauerte. Im Laufe des Samstags war unser Teil der Aufgabe beendet. Montags erfolgte die Inbetriebnahme, somit konnten ab Dienstagfrüh die Züge wieder fahren.